Business Continuity and Disaster Recovery: Ausfälle vermeiden & Daten schützen
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Business Continuity and Disaster Recovery: Ausfälle vermeiden & Daten schützen

7 min read May 22, 2025

Störungen lassen sich nicht immer vorhersehen – wohl aber vorbereiten. Ob es sich um einen lokalen Stromausfall oder eine großflächige regionale Störung handelt: Die Verfügbarkeit von Systemen und der Schutz von Daten hängt im Wesentlichen von einem ab – Resilienz.

Genau hier kommt Business Continuity und Disaster Recovery (BCDR) ins Spiel. Business Continuity beschreibt Maßnahmen, die den Betrieb während einer Störung aufrechterhalten – die proaktive Grundlage, die sicherstellt, dass Abläufe, Services und kundennahe Funktionen weiterlaufen. Disaster Recovery ist das reaktive Gegenstück: die Wiederherstellung von Systemen und Daten nach der Störung. Zusammen bilden beide die Basis jeder Strategie zur Minimierung von Auswirkungen und zur Beschleunigung der Wiederherstellung.

Microsoft hat kürzlich die Optionen zur Notfallwiederherstellung für Dynamics 365 und die Power Platform erweitert. Die neue Self-Service-Funktion gibt Unternehmen mehr Kontrolle darüber, wann und wo Wiederherstellungsprozesse ablaufen. Bevor Sie neue Funktionen aktivieren, sollten Sie jedoch verstehen, was bereits in der Plattform enthalten ist – und wann sich eine Erweiterung Ihrer Strategie lohnt.

Das Fundament: Was Microsoft bereits bereitstellt

Sobald eine Produktionsumgebung in Dynamics 365 oder auf der Power Platform erstellt wird, erfolgt die Bereitstellung automatisch in einer primären Region. Diese Region gehört zu einer übergeordneten GEO – einer geografischen Einheit, die regulatorische Anforderungen und Datenschutzrichtlinien wie die DSGVO berücksichtigt. Wählen Kundinnen und Kunden zum Beispiel ein Land innerhalb der EU, wird ihre Umgebung in der europäischen GEO bereitgestellt.

Innerhalb jeder Region verteilt Microsoft Kundenumgebungen auf mehrere Verfügbarkeitszonen. Diese Zonen sind physisch getrennte Rechenzentren, die nah genug beieinander liegen, um synchrone Datenreplikation in Echtzeit zu ermöglichen – aber weit genug entfernt, um das Risiko eines zonenübergreifenden Ausfalls zu minimieren.

Kommt es in einer Zone zu einer Störung – etwa durch ein Problem mit der Kühlung oder der Stromversorgung –, erfolgt ein automatischer Failover in eine andere Zone. Diese Art der Resilienz ist fest in die Infrastruktur für Produktionsumgebungen integriert und verursacht keine zusätzlichen Kosten. Es ist keine manuelle Aktivierung oder Konfiguration erforderlich.

Wenn regionale Resilienz nicht ausreicht

Die Infrastruktur mit Verfügbarkeitszonen bietet einen robusten Grundschutz gegen lokale Störungen. Doch dieses Modell hat seine Grenzen: Es schützt nur innerhalb einer Region. Kommt es zu einer großflächigen Störung, die alle Zonen innerhalb einer Region betrifft, ist ein automatisiertes Failover nicht mehr möglich.

An dieser Stelle setzt Microsofts Self-Service-Disaster-Recovery-Funktion an. Sie ergänzt die vorhandene Architektur um eine zusätzliche Sicherheitsebene und erlaubt es, Produktionsumgebungen zwischen Regionen zu replizieren – mit vollständiger Kontrolle über das Failover durch die Kundinnen und Kunden.

Die nächste Stufe: Microsofts Self-Service Disaster Recovery

Im April 2025 hat Microsoft die Self-Service Disaster Recovery für Power Platform Umgebungen allgemein verfügbar gemacht – darunter Dynamics 365 Sales, Customer Service und Customer Insights. Anders als die integrierte Zonenredundanz ermöglicht diese Option die Replikation in eine zweite Region innerhalb derselben GEO – komplett durch das Unternehmen gesteuert.

So funktioniert es:

  • Daten werden asynchron in eine gekoppelte Region repliziert – meist mehrere Hundert Kilometer entfernt.
  • Kundinnen und Kunden entscheiden, wann ein Failover ausgeführt wird – sei es als geplante Übung oder als Notfallmaßnahme.
  • Recovery Point Objective (RPO) und Recovery Time Objective (RTO) – also Datenverlust-Toleranz und Wiederherstellungszeit – definieren die Unternehmen selbst.
  • Vor dem Failover kann der Replikationsstatus geprüft werden, inklusive des Zeitpunkts der letzten erfolgreichen Datensicherung.

Diese Konfiguration eignet sich ideal für Unternehmen, die Recovery-Prozesse testen, ihren Business-Continuity-Plan dokumentieren oder sich auf Audits vorbereiten wollen. So lassen sich Failover-Szenarien simulieren, um Integrationen zu prüfen, Latenzen zu testen oder Rollen und Zugriffsrechte in der neuen Region zu validieren.

Nach Abschluss eines Tests kann die Umgebung ohne Datenverlust in die ursprüngliche Region zurückgeführt werden – denn geplante Übungen replizieren alle Daten vollständig vor dem Umschalten.

Im Gegensatz dazu kann es bei Notfallmaßnahmen zu geringfügigem Datenverlust kommen, je nachdem, wann die letzte Replikation erfolgte. In der öffentlichen Vorschau von Microsoft lag die durchschnittliche Zeit für ein ungeplantes Failover unter zwei Minuten – schnell, aber nicht ohne Folgen für hochsensible Systeme.

Für wen ist Self-Service Disaster Recovery gedacht – und wie aktiviert man es?

Diese Funktion richtet sich an Unternehmen, die mehr Kontrolle über ihre Notfallwiederherstellung übernehmen möchten – etwa aus Compliance-Gründen, für interne Richtlinien oder zur Erfüllung von Kundenverträgen.

Verfügbar ist sie für:

  • Produktionsumgebungen
  • die als verwaltete Umgebung konfiguriert sind
  • und mit einem Pay-as-you-go-Abrechnungsmodell verknüpft sind

Sobald die Funktion im Power Platform Admin Center aktiviert wird, beginnt die asynchrone Replikation in die gekoppelte Region. Die Bereitstellung der benötigten Hintergrundressourcen kann mehrere Stunden dauern.

Ab diesem Zeitpunkt können Organisationen Failover-Tests durchführen, den Replikationsstatus überwachen und im Bedarfsfall eigenständig handeln.

Die wichtigsten Vorteile auf einen Blick

  • Volle Kontrolle über Ihre Notfallwiederherstellung – definieren Sie RPO- und RTO-Ziele selbst
  • Compliance-Absicherung durch dokumentierte Disaster-Recovery-Übungen
  • Sicheres Testen – validieren Sie Prozesse ohne Datenverlust bei geplanten Failovern
  • Schutz bei großflächigen Ausfällen – nicht nur bei lokalen Störungen
  • Nahtloses Failback – kehren Sie ohne Unterbrechung in die primäre Region zurück

Kostenhinweis: Die replizierten Daten in der sekundären Region zählen zur genutzten Kapazität. Übersteigt der Speicherbedarf Ihre vorherige Zuweisung, wird der Mehrverbrauch über Ihr Azure-Abonnement abgerechnet.

Dieses Modell bietet mehr Flexibilität und Kontrolle – setzt aber eine klare Planung und eine definierte Strategie voraus.

Eingebaute Resilienz oder Self-Service – was ist besser?

Wenn Sie Ihre Produktionsumgebungen in Dynamics 365 betreiben und auf Verfügbarkeitszonen setzen, verfügen Sie bereits über einen soliden Schutz gegen lokale Ausfälle – für viele Organisationen ist das ausreichend.

Aber: Wer interne Richtlinien, regulatorische Vorgaben oder Service Level Agreements (SLAs) mit testbaren Failover-Szenarien erfüllen muss, sollte Self-Service Disaster Recovery ernsthaft in Betracht ziehen. Es bringt mehr Flexibilität – aber auch Verantwortung für Planung und Durchführung.

Die entscheidende Frage lautet nicht: „Brauchen wir das?“
Sondern: „Wie viel Kontrolle und Transparenz wollen wir über unseren Wiederherstellungsprozess?“

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Über den Autor

Christian Rothner

Business Development Manager